„Es geht immer um Menschen“
Es ist ohne Frage eine große Herausforderung dieser Zeit – und sie wird nicht leichter: Die Integration geflüchteter Menschen. Seit dem 1. Oktober ist Nina Cloutier (41) bei der Stadt Weinheim im Amt für Soziale Angelegenheiten als Integrationsbeauftragte für die Koordinierung der Integrationsaufgaben zuständig.
Während ihre Vorgängerin Ulrike Herrmann auf einer Stabstelle eingesetzt war, ist Nina Cloutier jetzt ins Fachamt eingegliedert, in dem auch das Integrationsmanagement und grundsätzlich die Kommunale Sozialarbeit verankert ist. Das fördert mehr die Scharnierfunktion der Integrationsbeauftragten zwischen den haupt- und ehrenamtlichen Akteuren der Integration in Weinheim. „Ich liebe Netzwerken“, beschreibt sie.
Das passt, denn zu ihren Hauptaufgaben gehört es, für reibungslose Zusammenarbeit an den Schnittstellen zu sorgen. Dabei kommt ihr die Tätigkeit der vergangenen fünf Jahre entgegen, in denen sie als kommunale Integrationsmanagerin direkt in der Sozialbetreuung der geflüchteten Menschen eingesetzt war. Alle Themen rund um Kita, Schule, Beruf oder die Beantragung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts sind ihr sehr vertraut. Sie hat die Integrationsarbeit damit von der Pike auf gelernt. Den fachlichen Hintergrund dazu liefert ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt, den sie mit einem Bachelor abgeschlossen hat.
Daher sieht sie sich auch als Teamplayer im Rathaus-Amt, das für Bürgerinnen und Bürger die Türen öffnet, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Im zweiten Stock der „Weinheim Galerie“ sind die Wege kurz zu den Integrationsmanagern Ulrike Vogt, Florian Detzer und Iryna Hartmann sowie zu Martin Pandikow von der Kommunalen Sozialarbeit und Amtsleiterin Dana Scheil. Nina Cloutiers Büro befindet sich gleich hinter dem Zugang zum Amt. Das zeigt: Obwohl ihre Hauptaufgaben auf der neuen Stelle eher koordinierend sind, will sie nahe an den Menschen sein.
So versteht sie ihre (soziale) Arbeit schon immer. Schon vor 18 Jahren ist sie bereits bei der Stadt Weinheim als Berufsanfängerin eingestiegen, damals noch im kommunalen Jugendamt der Stadt, in der sie selbst auch geboren ist. Als die gesetzlichen Aufgaben dann an den Rhein-Neckar-Kreis abgegeben wurden, wechselte sie zum Landratsamt, schließlich wieder zurück ins Integrationsmanagement der Stadt. Dort kooperiert sie auch außerhalb des Fachamtes eng mit anderen Stellen wie dem Runden Tisch Integration, dem Bildungsbüro, Job Central, dem Stadtjugendring, dem AK Asyl, weiteren Organisationen, und natürlich mit der Ausländerbehörde im Bürger- und Ordnungsamt. Bei Konferenzen und in Arbeitsgruppen, die in aller Regel von der Integrationsbeauftragten einberufen und geleitet werden, tauscht man sich aus, wie Integration in der Stadt gelingen kann. Nina Cloutier organisiert auch übergreifende Projekte wie den Frauenausflug und Öffentlichkeitsarbeit wie aktuell einen Tag der Offenen Tür in der früheren Schweitzer-Schule, in die demnächst Flüchtlinge einziehen werden. Da passt es auch, dass ihr bereits alle Netzwerkpartner bekannt sind und sie dieses Netzwerk für ein bestmögliches Ankommen in Weinheim nutzen kann. Da hat sie einen guten Überblick und einen kurzen Draht.
Die Aufgaben werden nicht einfacher, erfährt sie jeden Tag. Im Vergleich zu 2015 und den ersten Jahren der großen Flüchtlingsbewegung hat sich die öffentliche Sicht auf die Flüchtlinge geändert, das ehrenamtliche Engagement hat nachgelassen. Hinzu kommt, dass die Flüchtlinge mittlerweile aus den Unterkünften des Landkreises in aller Regel schneller in die kommunalen Anschlussunterkünfte überwiesen werden, was vor Ort einen größeren Integrationsaufwand auslöst. Sie findet auch, dass Integration eine Zukunftsaufgabe ist. Sie betont: „Wir brauchen Zuwanderung in vielen Bereichen, zum Beispiel beim Arbeitsmarkt. Das Leben, wie wir es heute führen, ist ohne Zuwanderung nicht mehr möglich.“ Im Endeffekt, so Nina Cloutier, müsse es einerseits darum gehen, die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, vor allem aber: „Die Leute sind bei uns und sie brauchen Hilfe, es geht immer um Menschen.“
