„Ein Wochenende, das lange nachwirkt“

„Es war ein Wochenende, das noch lange nachwirkt.“ Mit diesem Satz auf seiner Instagram-Seite hat der aus Weinheim stammende und mit dem deutschen Schauspielpreis ausgezeichnete Schauspieler Frank Röth jetzt beschrieben, wie er das Open-Air-Theaterstück „Die Brüder Hirsch - mit allen Fasern des Herzens an der Heimat hängend“ empfunden hat.

Der Bühnenprofi war bei der Premiere am Samstag als Zuschauer dabei – und trotzdem besonders involviert. Denn seine Schwester Jeanette Rosen hatte das Drehbuch geschrieben, die Inszenierung entwickelt und Regie geführt.
 
Frank Röth hat damit vielen Zuschauern aus dem Herzen gesprochen. Von der Wirkmacht des Stückes, aber auch von der Leichtigkeit, mit der Jeanette Rosen die bewegenden Geschichte erzählt, waren alle begeistert. Die „Brüder Hirsch“ unter der altehrwürdigen Zeder im Kleinen Schlosspark waren nicht nur ein Highlight im Jahr der Heimattage, sondern ganz grundlegend für das Theater in Weinheim.
 
So sah es auch Martin Grieb, Theatermann im Weinheimer Kulturbüro und Initiator des Projektes. „Als wir uns vor drei Jahren in einem Workshop über Theater in Weinheim Gedanken gemacht haben, hatten wir schon diesen Ort im Kopf“, erinnert er sich. Der über 200 Jahre alte Nationalerbe-Baum am Weinheimer Schloss bot eine bezaubernde Kulisse für die tragische Story aus einem Kapitel der deutschen Geschichte, das auch in Weinheim dunkel war.
 
Auf der Open Air-Bühne am Schloss wurde sehr anschaulich erzählt, wie die Brüder Hirsch, früher hochangesehene jüdische Bürger Weinheims, gesellschaftlich und sozial engagiert, mit 400 Arbeitern damals zweitgrößter Arbeitgeber und Besitzer der größten Rosslederfabrik Deutschlands, gerade noch rechtzeitig vor den Nazis über Portugal in die USA fliehen konnten und überlebten, auch wenn sie ihre Firma „verkaufen“ mussten und sogar das KZ Dachau überstanden.
 


Nachfahren gehörten zu den Zuschauern
 
Besonders bewegend: Zum ersten Mal waren Nachfahren der Familie in Deutschland, in Weinheim, extra für die Aufführung angereist aus Texas und Argentinien. Tief bewegt und teilweise in Tränen aufgelöst verfolgten sie die Inszenierung des Stücks, das ihre Wurzeln beschreibt. Und sie konnten nach dem Aufenthalt in Weinheim verstehen, warum Max Hirsch in seinen Memoiren, die er 1940 auf der Flucht in Portugal schrieb, „mit jeder Faser des Herzens an der Heimat hing…“ .
Die Nachfahren kamen auf Einladung der Stadt aus Buenos Aires in Argentinien und Houston in Texas. Vor allem aber: Sie kehrten erstmals in das Land, die Stadt, die Heimat ihrer Vor-Vor-Väter und -Mütter zurück – ohne Groll und Vorbehalte.
„Unsere Vorfahren haben mit den Weinheimern gelacht und getanzt. Sie haben die wechselnden Jahreszeiten mit den Sommertagszügen im Frühjahr und der Kerwe im Herbst gefeiert“, so Evan Korngold im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung.
Es sei ein Abend mit „besonderen Gästen“ und „unglaublich, dass sie fast um die halbe Welt reisten, um dem Stück beizuwohnen“, hatte Jeanette Röth vor dem Stück die besonderen Premierengäste begrüßt. Sie bezog sich in ihren Grußworten auf die derzeit in Weinheim stattfindenden Heimattage Baden-Württemberg und sah sich in dem ihrem Stück zugrunde liegenden Satz „Heimat ist nicht nur ein Gefühl. Heimat wird auch vererbt“ bestätigt.
Was in den gut 70 Minuten der Aufführung gezeigt wurde, waren ebenso berührende wie dramaturgisch packende und lebendig geschilderte Szenen der von Pioniergeist geprägten Jahre, die Max (1871-1950) und Julius Hirsch (1874-1955) zu hoch geschätzten Bürgern und die Fabrik zu einem Aushängeschild der Zweiburgenstadt machten. „Im Gerberbachviertel hat alles angefangen“.
Von Rosen humorvoll eingefangene Szenen rund um die Ehepaare Max und Flora Hirsch (Boris Ben Siegel und Felicitas Vajna) sowie Julius und Margarete Hirsch (Thomas Koob und Simone Schaab) gehen in das Heraufziehen erster dunkler Wolken über. Rosen verhehlt dabei weder die „viel bejubelte Frühlingsfahrt des Führers“ durch Weinheim im März 1935, noch lässt sie das Einsetzen eines als „Betriebszellenobmannes“ getarnten Parteispitzels durch das Nazi-Regime außen vor. Lange widersetzen sich Max und Julius einer von ihren Ehefrauen angeregten „feigen Fahnenflucht“ ins Ausland. Bis eines nachts die Fäuste der Gestapo an die Türen hämmern.
Das letzte Weihnachten in der Heimat. Eine Taschenuhr und ein Portugiesisch-Wörterbuch als Geschenke. Die tränenreiche Verabschiedung der Brüder von der Belegschaft ihrer stolzen Fabrik. Ein berührendes, von Mimi Grimm (Kontrabass) angestimmtes und von Thorsten Gellings gefühlvoll untermaltes „Shalom Aleichem“. Es war ein vom ganzen Ensemble getragenes, facettenreiches Gesamtbild, das mit Standing Ovations belohnt wurde.
„Und das in Weinheim zweifellos noch lange für nachhaltigen Gesprächsstoff sorgen dürfte“, so der Journalist Günther Grosch.  Frank Röth äußert sich dazu so: „Gerade in Zeiten, in den sich ein links-islamistischer -Antisemitismus scheinbar zügellos ausleben und verbreiten kann, ein mutiges und wichtiges Statement der Stadt Weinheim!“
 

(Erstellt am 19. August 2025)

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