„Austausch heißt miteinander fühlen“
„Verständigung und Austausch heißt miteinander reden und fühlen, auch wenn man sich seiner politischen Meinung nicht sicher ist oder unterschiedliche Meinungen hat - Partnerschaft ist auf Dialog und Freundschaft gerichtet und nicht auf Übereinstimmung der Meinung zu politischen Konflikten.“ Mit derart reflektierenden Sätzen beschreibt die Vorstandschaft des Freundeskreises Weinheim-Ramat Gan in der aktuellen politischen Lage die Städtepartnerschaft zwischen Weinheim und der israelischen Partnerstadt Ramat Gan, die seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 häufig das Ziel von Angriffen war. Im Sinne der Städtepartnerschaft wird jetzt eine kleine Delegation aus Weinheim nach Ramat Gan reisen – zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023.
Die offizielle Verschwisterung der beiden Städte wurde vor 26 Jahren besiegelt und baut auf einer Schülerbegegnung auf, die unter Federführung des Stadtjugendrings und des Partnerschaftsbegründers Albrecht Lohrbächer schon in den 80er-Jahren begonnen hat.Die Gruppe besteht aus Vorstandsmitgliedern des Freundeskreises – Rolf Hackenbroch und Ruth Segoviano – Vertretern der Weinheimer Kommunalpoltik und Zivilgesellschaft – Stadtrat Oliver Kümmerle und VHS-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Ott – sowie Sybille Hoffmann vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL), die sich ehrenamtlich aber in durchaus dienstlichem Interesse an der Reise beteiligt.
Der Besuch geht vom Montag, 24. November, bis Montag, 1. Dezember. Im Verlauf des Aufenthalts werden die Weinheimerinnen und Weinheimer die Stadtspitze der Partnerstadt ebenso treffen wie Schulleiter und Mitglieder des Stadtrates. Begleiter der Delegation werden der Journalist Oliver Vrankovic und zudem die Kommunalpolitikerin Keren Bar sein, die schon als Jugendliche in der Schülerbegegnung in Weinheim war.
Das Programmin Ramat Gan greift immer wieder Themen und Orte auf, die im Zusammenhang mit dem Terrorangriff der Hamas und dem Krieg stehen. Unter anderem treffen die Reisenden auf Sozialarbeiter, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, und besichtigen Häuser, die beim iranischen Raketenangriff im Juni zerstört worden waren. Auch ein Besuch auf dem Nova Festival-Gelände und einem an diesem Schicksalstag überfallenen Kibbuz stehen auf dem Programm – bis heute ist dort kein normales Leben möglich. Aber auch Begegnungen, auf denen neue Verbindungen aufgebaut werden können, wie ein Basketballspiel. Stadtrat Oliver Kümmerle ist in Weinheim bekanntlich Leiter der TSG-Basketballabteilung. Ein Austausch der Sportvereine ist denkbar. Von den deutschen Partnerstädten Ramat Gans ist Weinheim jene, aus der am meisten Unterstützung in den vergangenen zwei Jahren in Israel ankam. Das haben jetzt Albrecht Lohrbächer und sein Stellvertreter Ralf Hackenbroch im Vorfeld der Reise betont. Der Freundeskreis konnte eine Summe von 50 000 Euro generieren, um damit in Ramat Gan zu helfen. Symbolisch wird ein Straßenschild der Ramat-Gan-Straße überreicht, die in Weinheim im Baugebiet auf dem Areal der früheren GRN-Pflege entstanden ist; sie soll nächstes Frühjahr eingeweiht werden. Im Gepäck haben die Reisenden auch ein offizielles Schreiben von Oberbürgermeister Manuel Just.
„Man kann Aspekte der aktuellen Politik der israelischen Regierung kritisch sehen, aber trotzdem tief zur Partnerstadt und zur Partnerschaft stehen“, heißt es in einer aktuellen Erklärung des Vereins, „aber eine kritische Sicht auf die Politik der jetzigen Regierung kann nicht die Partnerschaft bestimmen, die auf Mitmenschlichkeit beruht.“

